Interview mit Matthias Mölleney
Welchen Mehrwert bringt uns kollaborative Führung?
Die Zeit der einsamen Leitwölfe an der Spitze von Unternehmen ist vorbei. Die Grundlagen für Entscheidungen sind inzwischen so komplex geworden, dass es in den meisten Unternehmen gar nicht mehr möglich ist, eine einzelne Person an die Spitze zu setzen, die über alle notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen verfügt. Es braucht neue, kollaborative Ansätze, um das in der ganzen Organisation verteilte Wissen zu nutzen und dieses genau dort zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar zu machen, wo es benötigt wird.
Für wen eignet sich kollaborative Führung – und damit Beyond Leadership?
Kollaborative Führung eignet sich immer dann, wenn 1 plus 1 mehr als 2 ergeben soll. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist Vertrauen und genau dort setze ich Beyond Leadership als Methode ein.
Was unterscheidet Beyond Leadership von anderen Führungskonzepten oder -methoden? Anders gefragt: Was macht Beyond Leadership so wertvoll?
Die wichtigste theoretische Grundlage von Beyond Leadership ist das Konzept der psychologischen Sicherheit (Edmondson, 1998), bei dem es darum geht, sich in einem Team frei äussern zu können, ohne Angst vor Zurückweisungen haben zu müssen. Spätestens seit der Google-Studie «Aristoteles» wissen wir, dass der Grad der psychologischen Sicherheit einen direkten Zusammenhang mit der Leistung des Teams hat. Beyond Leadership hat den Vorteil, dass es äusserst effizient ist und sehr leicht angewendet werden kann. In wenigen Minuten gelingt es regelmässig, dass sich zwei Menschen auf Augenhöhe begegnen und sich trotz dieser sehr kurzen Zeit auf einer sehr tiefgehenden Ebene intensiv kennenlernen. Auf diese Weise kann Vertrauen aufgebaut und die psychologische Sicherheit gezielt und nachhaltig verbessert werden.
Kannst du uns zwei oder drei verschiedene Anwendungsbeispiele geben?
Ein Beispiel ist die Anwendung in High-Performance Teams, bei denen es auf sehr hohes Vertrauen unter gleichzeitig starker Belastung ankommt, wie wir das in Notfallorganisationen vorfinden. Ähnlich gut funktioniert es in sogenannten Multi-Stakeholder-Settings, d. h., wenn Menschen mit höchst unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen ohne lange Eingewöhnungsphase konstruktiv zusammenarbeiten müssen. So etwas kommt zum Beispiel in grösseren IT-Projekten vor, in denen multidisziplinäre und vielleicht auch transkulturelle Teams eine gemeinsame Lösung eruieren sollen. Ein drittes Beispiel sind kleinere Unternehmen, die keine Ressourcen für eine aufwendige Personalentwicklung haben und trotzdem das Wissen und die Erfahrungen ihrer Mitarbeitenden möglichst gut kombinieren wollen.
Was sollte bei der Entwicklung und Implementierung von Beyond Leadership beachtet werden?
Beyond Leadership setzt eine grundlegende Menschenorientierung voraus. Wer sich nur für die Leistungen und die Fachkenntnisse seiner Mitarbeitenden interessiert und die Menschen dahinter ausblendet, wird auch mit Beyond Leadership nicht weiterkommen und den Zustand einer psychologischen Sicherheit nicht erreichen. Es braucht Offenheit und ehrliches Interesse an den Menschen, mit denen man zusammenarbeiten möchte.
Kurzvorstellung der Methode Beyond Leadership
Kernstück des Beyond-Leadership-Ansatzes ist ein Aktivierungszirkel in Form eines Workflows, bei welchem es um die fliessende Abfolge von acht Prozessschritten geht. In diesem iterativen Prozess findet eine Entwicklung vom Selbst- zum Teambewusstsein statt: Unklarheiten werden reduziert, Akzeptanz wird erreicht, Wirkung erzeugt. Kurzvorstellung der Beyond-Leadership-Methode (PDF) >