Ihr unterrichtet schon über 25 Jahre Tastaturschreiben. Was motiviert euch am meisten?
Christina: In diesen vielen Jahren hat sich einiges im Tastaturschreiben verändert. Die grosse Herausforderung ist, den Unterricht mit didaktischen Mitteln sowie dem Lehrmittel des Verlag SKV interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Welches Alter die Lernenden aufweisen, welche Lernzeit zur Verfügung steht und ob die Schreibenden in offenen Unterrichtsformen begleitet werden, ist dabei zu berücksichtigen. Die Einführung von BYOD-Klassen forderte das Erlernen der Kompetenz Tastaturschreiben. Während des Fernunterrichts war die rationelle Bedienung der Tastatur mit dem Einsatz von Microsoft Teams und OneNote ein grosses Bedürfnis von vielen Klassen.
Olivia: Selbst erlernte ich das Tastaturschreiben auf einer Schreibmaschine mit überklebten Tasten – das war Mitte der 70er Jahre. Dank perfektionierter Fingertechnik einen Text möglichst fehlerfrei zu erfassen, faszinierte mich von Beginn weg. Es rationalisierte meine späteren Schreibarbeiten, und ich war schon damals überzeugt, dass das Vermitteln dieser Schreibtechnik eine der Aufgaben der Volksschule sein sollte. Von diesem inneren Feuer habe ich bis heute nichts verloren. Es ist, denke ich, eine Frage der Sinnhaftigkeit. Motivierend am Unterrichten des Tastaturschreibens ist sicherlich auch, dass Lernfortschritte sogleich ersichtlich und leicht überprüfbar sind.
Was ist aus eurer Erfahrung schwieriger: Das Tastaturschreiben von Grund auf neu zu lernen – oder eine mangelhafte Technik wieder zu «verlernen»?
Christina: Absolute Anfänger gibt es wohl nur noch wenige. Alle tippen auf ihrem Mobiltelefon herum, viele auch auf einer Computertastatur. Mit unserem Lehrmittel ist es allerdings kein Problem, sich das korrekte Zehn-Finger-System anzueignen. Dies deshalb, weil alle Finger immer über der Grundreihe schweben und von dort aus die Ober- und Unterreihe angetippt wird (der Zeigefinger erspürt die Erhöhung bei den Buchstaben F und J).
Olivia: Das Abgewöhnen einer falschen Technik braucht mehr Selbstdisziplin. Während der Umlernphase gilt es, bewusst dagegen anzukämpfen, aus Bequemlichkeit ins alte Muster zurückzufallen, eine zu Beginn verlangsamte Tippgeschwindigkeit in Kauf zu nehmen und den Mehrwert des 10-Finger-Systems einzusehen. Sonst klappt es nicht.
Könnt ihr euch vorstellen, dass die Kompetenz Tastaturschreiben in Zukunft hinfällig wird, z.B. durch die Verbreitung von Autokorrektur und Spracheingabe?
Christina: Nein, in naher Zukunft nicht. Es gibt ja schon heute diese Techniken. Aber in praktisch allen Berufen muss noch sehr häufig getippt werden. Bei diesen Spracheingaben oder automatischen Sprachübersetzungen entstehen immer wieder kuriose Fehler!
Olivia: «2005 ist die lästige Tastatur verschwunden.» Dies prognostizierte 1998 der damalige Chef von Canon Schweiz in einem Interview. Die Spracherkennung hat zweifelsfrei in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht. Nach wie vor ist jedoch eine klare Artikulation in einer geräuscharmen Umgebung unabdingbar. Und: Nachkorrigiert, gelöscht und umformuliert wird dennoch auf der Tastatur.
TIPPS FÜR DIE UNTERRICHTSGESTALTUNG
Wortschatztraining: Begriffe kurz umschreiben, welche die Lernenden erraten und danach im «Freien Schreiben» mit geschlossenen Augen mehrmals tippen sollen.
ABC-Zeilen: Für jede Lerneinheit eine sogenannte ABC-Zeile erstellen, in welcher die bisher gelernten Buchstaben in der Reihenfolge des Alphabets vorkommen. Dies erlaubt auf einfache Weise, alle bereits bekannten Tasten zu wiederholen.
Fingerkontrollübungen: Zuerst alle Tasten mit dem rechten Zeigefinger in einer Gruppe zusammenfassen, dann alle mit dem linken Zeigefinger, gefolgt von den Tasten mit dem Mittelfinger rechts, dann links usw.
Regelmässiger Gesamtüberblick: Auf der farbigen Tastaturabbildung aufzeigen, welche Tasten bereits erarbeitet sind und in welche Richtung es weitergeht.