1. Welche Kompetenzen von Lernenden stehen für die Berufsfachschule Langenthal bei der Gestaltung und Umsetzung von handlungsorientierten Aufträgen und Prüfungen ab 2023 im Vordergrund?
Im Kanton Bern sind die Berufsschulen für den Detailhandel und die kaufmännischen Berufsschulen für die Umsetzung der beiden nationalen Berufsreformen «Verkauf 2022+» und «Kaufleute 2023» eine Kooperation eingegangen, die den Namen «Berner Weg» trägt. Der «Berner Weg» fördert die kantonsweite Zusammenarbeit und stellt einen koordinierten Auftritt gegenüber den Lernenden, Berufsbildnerinnen und -bildnern, Lehrpersonen und kantonalen Behörden sicher.
Basierend auf dem «Berner Weg», haben die kaufmännischen Berufsschulen einen kantonalen Schullehrplan entwickelt. Dieser sieht u. a. die Erarbeitung von Handlungskompetenzaufträgen vor. Beispielsweise konzipieren die Schulen die nachfolgenden Handlungskompetenzaufträge für das erste Lehrjahr Kaufleute EFZ:
- 1. Schulsemester
HKB A: «Budget»; Umfang: 3 Lektionen
HKB B, «Teamkommunikation und Teamarbeit»; Umfang: 6 Lektionen
HKB C: «Anlass organisieren»; Umfang: 6 Lektionen
HKB (B), D und E: «Präsentation»; Umfang: 14 Lektionen
- 2. Schulsemester
HKB A: «Kunst»; Umfang: 4 Lektionen
HKB B und D: «Schnittstellen, Geschäftsbeziehungen, Kundenbedürfnisse, Informieren und beraten»; Umfang: 18 Lektionen
HKB C und E: «CI-Dokumente, Textverarbeitung»; Umfang: 14 Lektionen
HKB D und E: «Geschäftsbrief auf Französisch»; Umfang: 9 Lektionen
Die Handlungskompetenzaufträge folgen einer einheitlichen didaktischen Struktur und orientieren sich an den im nationalen Lehrplan Berufsfachschule Kauffrau/Kaufmann EFZ beschriebenen Handlungskompetenzen, die auf konkrete Arbeitssituationen von angehenden Kaufleuten ausgerichtet sind.
Mittels der Handlungskompetenzaufträge stellen die Berner Schulen sicher, dass Kaufleute in agilen Arbeits- und Organisationsformen handeln, in einem vernetzten Arbeitsumfeld interagieren und mit neuen Technologien arbeiten können. Entsprechend tragen die von den Berner Schulen entwickelten Handlungskompetenzaufträge dazu bei, dass technische Fertigkeiten, digitale Denkweisen, Sozial- und Selbstkompetenzen sowie kritisches Denken und Kreativität bei den Lernenden gezielt und nachhaltig gefördert werden, damit sie mit Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich umgehen können und zu lebenslangem Lernen befähigt sind.
2. Wie erfolgt die Vorbereitung der zukünftigen KV-Lernenden auf die neuen QV-Prüfungsmethoden? Worauf liegt dabei der Fokus?
Pro Schulsemester erarbeiten die Lernenden vier Handlungskompetenzaufträge. Diese sind interdisziplinär aufgebaut. Sie bestehen aus einem Methodenmix und sind auf die zu prüfenden Inhalte (Berufskenntnisse und Allgemeinbildung) der Handlungskompetenzen sowie die Rahmenbedingungen der Ausführungsbestimmungen zum QV abgestimmt. Mit den Handlungskompetenzaufträgen bereiten die Berner Schulen die Lernenden optimal auf das handlungskompetenzorientierte QV vor.
Es kommen Handlungskompetenzaufträge zum Einsatz, die eine Note in einem Handlungskompetenzbereich oder je eine Note in zwei Handlungskompetenzbereichen generieren. Bei Aufträgen, die sich über mehr als einen Handlungskompetenzbereich erstrecken, erfolgt die Beurteilung durch ein pro Handlungskompetenzbereich unabhängiges Bewertungsraster. Dabei orientiert sich die Quote für die zu beurteilenden mündlichen Ergebnisse an der für das QV angelegten Gewichtung.
3. Das E-Portfolio wird ein lernortübergreifendes Instrument sein, das den Lernenden u.a. zur Reflexion, den Lehrpersonen u.a. zur Beurteilung dient. Bestehen hier bereits Vorstellungen, wie das E-Portfolio im schulischen Setting konkret eingebunden werden könnte?
Der kantonale Schullehrplan zeigt auf, wie das E-Portfolio als lernortübergreifendes Instrument in das schulische Setting eingebunden werden soll.
Die Berufsfachschule Langenthal (bfsl) und das Bildungszentrum Emmental (bzemme) – vgl. farbiges Kästchen – gehen dabei einen Schritt weiter. Derzeit erstellt eine Arbeitsgruppe ein methodisch-didaktisches Konzept für die Organisation und Umsetzung der elektronischen Portfolioarbeit im Detailhandel und bei den Kaufleuten.
In einem ersten Schritt wird im Konzept der Fachbegriff «Portfolio» als eine systematische Materialsammlung, die den Prozess der Wissensaneignung zu einem Thema reflektiert und dokumentiert, definiert und erläutert. Auf dieser Grundlage kann in einem zweiten Schritt aufzeigt werden, wie dieser Prozess an beiden Schulen organisiert und umgesetzt werden soll.
Basierend auf diesem Konzept bieten wir in Zusammenarbeit mit der PH Luzern Weiterbildungen für unsere Lehrpersonen an, damit dieses Wissen in die Lernarrangements einfliesst und die Umsetzung im Unterricht dann auch tatsächlich funktioniert. In einem Weiterbildungsmodul wird zudem der Fokus auf das Coaching von schwächeren Lernenden gelegt. Für diese entwickeln wir ein Scaffold, das bei der Portfolioarbeit gezielt zum Einsatz kommt. Weiter erarbeiten wir für unsere Lernenden einen Leitfaden für das Erstellen ihres E-Portfolios, an dem sie sich bei Bedarf orientieren können.
Das Konzept, der Leitfaden und die modularisierten Weiterbildungen tragen an der bfsl und am bzemme zu einem gemeinsamen Verständnis für die Arbeit am E-Portfolio bei.