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Lehrbuch Swiss GAAP FER – Hilfestellung und Referenz für Studium und Praxis

Nach zehn Jahren erscheint das Standardwerk zu den Swiss GAAP FER in dritter, vollständig überarbeiteter Neuauflage. Neben einer generellen Aufdatierung und Prüfung der Inhalte wurde insbesondere das Kapitel zu Swiss GAAP FER 30 «Konzernrechnung» neu erstellt. Für die neue Fachempfehlung Swiss GAAP FER 28 «Zuwendungen der öffentlichen Hand» wurde das Buch zudem um ein Kapitel erweitert.

Das Schmuckbild für den Blogbeitrag zeigt das Cover der Neuauflage vom Lehrbuch Swiss GAAP FER

Die Swiss GAAP FER auf dem Vormarsch

Die im letzten April erschienene vierte Studie zur Rechnungslegung in der Schweiz zeigt, dass sich der Anteil der nicht-kotierten Unternehmen, welche die Swiss GAAP FER anwenden, seit der ersten Erhebung im Jahr 2009 von 14 % auf 28 % verdoppelt hat. Dieses für die Stiftung für Fachempfehlungen zur Rechnungslegung (FER) erfreuliche Ergebnis kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor zwei Drittel der nicht-kotierten Unternehmen ihre Jahresrechnung ausschliesslich nach den gesetzlichen Vorschriften des Obligationenrechts (OR) erstellen. Zu den Hauptgründen, welche gegen die Erstellung eines Abschlusses nach den Swiss GAAP FER angeführt werden, gehören der Zusatzaufwand für die Erstellung eines zweiten Abschlusses (neben der OR-Jahresrechnung) und der reduzierte bilanzpolitische Spielraum. Angesichts der Tatsache, dass 55 % der nicht-kotierten Unternehmen in der Stichprobe gemäss eigenen Angaben über stille Reserven im OR-Abschluss verfügen, überrascht diese Zurückhaltung nicht.

Die Studienergebnisse zeigen aber auch, dass die Anwendung eines «True and Fair View»-Rechnungslegungsstandards – wie z. B. Swiss GAAP FER – stark von der Unternehmensgrösse abhängt: Je grösser eine Firma, desto eher wird ein Abschluss nach den Swiss GAAP FER oder den International Financial Reporting Standards (IFRS) erstellt. Dies ist einerseits auf die gesetzlichen Bestimmungen und andererseits auf die stärker ausgeprägten Informationsbedürfnisse der Anspruchsgruppen von grösseren Unternehmen zurückzuführen. Besonders geschätzt wird an den Swiss GAAP FER die höhere Qualität des Abschlusses (im Vergleich zum OR), die bessere Vergleichbarkeit sowie die Anwenderfreundlichkeit und der angemessene Detaillierungsgrad der Regelungen (im Vergleich zu den IFRS).

Das Diagramm zeigt die "Entwicklung der Anwendung der Rechnungslegungsstandards bei nicht-kotierten Unternehmen in der Schweiz. Anzahl Unternehmen, welche Swiss GAAP FER nutzen: 2009: 14% - 2014: 18% - 2018: 23% - 2023: 28%
Entwicklung der Anwendung der Rechnungslegungsstandards bei nicht-kotierten Unternehmen

In den letzten 15 Jahren konnten die Swiss GAAP FER auch bei den börsenkotierten Unternehmen zulegen. Während die IFRS bei den grossen Publikumsgesellschaften nach wie vor dominieren, sind die Swiss GAAP FER bei den kleineren und mittelgrossen kotierten Unternehmen beliebt. Der Anteil der kotierten Unternehmen, welche nach Swiss GAAP FER Rechnung legen, liegt aktuell bei knapp 40 % (vgl. https://www.swissauditmonitor.ch oder https://auditorstats.ch). Dabei hat besonders die zunehmende Komplexität der IFRS auch kotierte Unternehmen zu einem Wechsel auf Swiss GAAP FER bewogen.

Stabilität der Swiss GAAP FER als Vorteil

Auch wenn sich die Swiss GAAP FER im Vergleich zu den IFRS durch eine relativ hohe Stabilität auszeichnen, müssen auch sie aufgrund des sich stetig wandelnden Umfelds immer wieder angepasst und erweitert werden, um einen anhaltend hohen Nutzen für die Anwenderinnen und Anwender gewährleisten zu können. Nach einer vergleichsweise langen Phase ohne Änderungen traten per 1. Januar 2024 gleich zwei Fachempfehlungen neu in Kraft, nämlich Swiss GAAP FER 28 «Zuwendungen der öffentlichen Hand» und die überarbeitete Version von Swiss GAAP FER 30 «Konzernrechnung».

Swiss GAAP FER 28 «Zuwendungen der öffentlichen Hand»: Neue Fachempfehlung

Der Rechnungslegungsstandard Swiss GAAP FER 28 regelt erstmals, wie mit Subventionen und anderen staatlichen Beihilfen umzugehen ist. Das Projekt wurde zwar bereits vor der Covid-19-Pandemie lanciert. Die breite Beanspruchung der staatlichen Unterstützungsmassnahmen, welche im Jahr 2020 lanciert wurden (Kredite, Härtefallhilfen, Kurzarbeitsentschädigungen), zeigte jedoch eindrücklich auf, dass die Thematik nicht nur Non-Profit-Organisationen und öffentlich-rechtliche Unternehmen betrifft, sondern für alle Unternehmen relevant sein kann.

Swiss GAAP FER 30 «Konzernrechnung»: Umfassende Überarbeitung

Seit der letzten Überarbeitung von Swiss GAAP FER 30 im Jahr 2012 wurde die Stiftung FER durch die Anwendergemeinschaft auf verschiedene Sachverhalte aufmerksam gemacht, die nicht oder nur teilweise geregelt sind und daher in der Praxis zu sog. «offenen Fragen» geführt haben. Dazu gehören bspw. der schrittweise Anteilserwerb (sog. «step acquisition») oder der negative Goodwill (auch «Badwill» genannt). Die Fachempfehlung wurde deshalb zwischen 2017 und 2022 vollständig überarbeitet und schliesst viele der identifizierten Regelungslücken.

Hilfreiche Anwendungsbeispiele im FER-Lehrbuch

Die praktische Umsetzung der neuen Regelungen – insbesondere zur Konzernrechnung – kann anspruchsvoll sein, vor allem bei komplexeren Verhältnissen. Aus diesem Grund wurde den beiden neuen Fachempfehlungen Swiss GAAP FER 28 und Swiss GAAP FER 30 in der im Juli 2024 erschienenen dritten Auflage des FER-Lehrbuchs je ein eigenes Kapitel gewidmet. Da die zweite Auflage des Lehrbuchs im Jahr 2014 erschien, drängte sich für die dritte Auflage eine vollständige Prüfung und Überarbeitung der Inhalte auf. Dabei wurden neben der Berücksichtigung der beiden erwähnten Standards weitere Ergänzungen und Präzisierungen vorgenommen (neu werden u. a. Vermittlungsgeschäfte behandelt). Zudem wurden die Fallbeispiele aktualisiert bzw. erweitert – es gibt nun bspw. einen Fall zu «Software-as-a-Service»-Vereinbarungen (SaaS), die inzwischen auch in einem KMU-Umfeld weit verbreitet sind.

Zusammenfassung der wichtigsten Änderungen der dritten Auflage

Rahmenkonzept 

  • Neues Fallbeispiel zu den Auswirkungen der Stetigkeit (Änderung Rechnungslegungsgrundsatz)

FER 1: Grundlagen

  • Hinweise zur Auslegung der Kern-FER-Kriterien in der Praxis
  • Neuer Abschnitt zum Umgang mit «offenen Fragen»

FER 3: Bewertung

  • Neuer Abschnitt zur Darstellung und Gliederung des Nettoerlöses, insbesondere Adressierung von Vermittlungsgeschäften

FER 4: Geldflussrechnung

  • Hinweise zum Ausweis von Zinsen, Dividenden und Steuern

FER 10: Immaterielle Werte    

  • Neue Fallstudie zu «Software-as-a-Service»-Vereinbarungen

FER 11: Ertragssteuern

  • Zusätzliche Erläuterungen zur Bilanzierung, Bewertung und Verrechnung von latenten Ertragssteuern

FER 16: Vorsorge­­­verpflichtungen

  • Hinweise zur Behandlung ausländischer Pläne und zu den Offenlegungen zu Gemeinschaftseinrichtungen

FER 27: Derivative Finanzinstrumente

  • Neuer Abschnitt zur Dokumentation von Absicherungsbeziehungen

FER 28: Zuwendungen der öffentlichen Hand

  • Neues Kapitel: Erklärung der wichtigsten Konzepte und praktische Fallbeispiele

FER 30: Konzernrechnung

  • Vollständig überarbeitetes Kapitel (revidierte Fachempfehlung); neu behandelte Themen: schrittweiser Anteilserwerb, negativer Goodwill, Aktivierung bislang nicht bilanzierter immaterieller Werte im Rahmen einer Akquisition, Fremdwährungen

FER 31: Ergänzende Fachempfehlungen für kotierte Unternehmen

  • Ergänzungen zu aktienbezogenen Vergütungen
  • Ausbau der Erläuterungen zu finanziellen Verbindlichkeiten, insbesondere zu hybriden Finanzinstrumenten

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Das Lehrbuch erläutert die Fachempfehlungen aus der FER-Broschüre im Detail und illustriert sie anhand praktischer Fallbeispiele. Dadurch eignet es sich sowohl für Studierende als auch für Praktikerinnen und Praktiker.

Swiss GAAP FER – Lehrbuch

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Buchcover vom Lehrbuch Swiss GAAP FER


Rechnungslegungsstandards im Überblick

Rechnungslegung nach OR

Alle in der Schweiz ansässigen Unternehmen (insbesondere alle juristischen Personen wie bspw. Aktiengesellschaften und die GmbHs) müssen mindestens die Vorschriften zur Buchführung und Rechnungslegung gemäss dem Obligationenrecht (OR) befolgen (Art. 957 ff. OR). Diese sind nach wie vor relativ stark durch das Vorsichtsprinzip geprägt; aufgrund der Zulässigkeit von stillen Willkür-Reserven kann die finanzielle Lage des Unternehmens schlechter dargestellt werden, als sie effektiv ist, nicht aber besser.

Swiss GAAP FER

Die Swiss GAAP FER sind ein prinzipienorientierter Schweizer Rechnungslegungsstandard, der seit 1984 von der Stiftung für Fachempfehlungen zur Rechnungslegung (FER) herausgegeben wird. Im Gegensatz zu den Vorschriften des OR besteht ihr Ziel darin, dass die Jahresrechnung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage (sog. «true and fair view») wiedergibt. Stille Willkür-Reserven sind deshalb nicht erlaubt. Die Swiss GAAP FER richten sich primär an KMU und kleinere bis mittelgrosse kotierte Gesellschaften. Es gibt besondere Fachempfehlungen für Non-Profit-Organisationen sowie für spezifische Branchen (Vorsorgeeinrichtungen, Versicherungen).


IFRS

Die International Financial Reporting Standards (IFRS) sind ein vom in London ansässigen International Accounting Standards Board (IASB) herausgegebener Rechnungslegungsstandard. Die IFRS vermitteln ebenfalls einen «true and fair view» der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage und sind prinzipienorientiert aufgebaut. Ihre Regelungen und Offenlegungsvorschriften sind allerdings bedeutend detaillierter und umfassender als diejenigen der Swiss GAAP FER. Alle in der EU domizilierten Gesellschaften, welche an einer Börse kotiert sind, müssen die IFRS verpflichtend anwenden. Auch in der Schweiz börsenkotierte Unternehmen können die IFRS anwenden.

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