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Methodenvielfalt in der Wissensvermittlung

Methoden sind Wege, die Lernende und Lehrende einsetzen, um an ihr Ziel zu kommen. Diese Wege wurden bis anhin sehr stark von der lehrenden Person und dem engmaschigen Stoffplan vorgegeben. Dies ist ein Grundsatz, welcher sich auf Basis der Bildungsreform 2022 verändern wird. Denn je weniger von Anfang an vorgegeben wird, desto vielfältiger und offener werden sowohl die Methoden sein, mit welchen man das gesteckte Ziel erreicht, als auch das Ziel respektive das Ergebnis selbst. So entsteht ein persönlicher Lernpfad mit allen Hürden, Schwierigkeitsstufen oder Extraschlaufen, die man für den Wissenserwerb benötigt.

Symbolbild des Blogbeitrags "Methodenvielfalt in der Wissensvermittlung"

Fit 4 BiVo 2022

Aus diesem Grund ist es zentral, den Lernenden eine entsprechende Palette von Methoden, die sogenannte Methodenvielfalt, zur Verfügung zu stellen. Dabei ist zu überlegen, welche Methoden zu einem selbst und welche zur Lerngruppe passen. Die Wahl der Methode muss zu Beginn eines Projekts oder eines Auftrags festgelegt werden, um effizient an das gesteckte Ziel zu gelangen. Folgende Fragen sollte man sich bei der Wahl der geeigneten Methode stellen:

  1. Wie gross soll die Lerngruppe sein? Ist es eher ein Wissensbaustein, welchen der Lernende selber erarbeiten soll, oder soll die Erarbeitung in einer Gruppe geschehen? Wenn Zweiteres der Fall ist, so muss entschieden werden, wie gross die Gruppe sein soll.
     
  2. Welche Kompetenzen (Inhalte) sollen mit der Methode erlernt werden? Welche Lernleistung wird angestrebt und wie umfangreich respektive komplex ist diese?
     
  3. Welche Rahmenbedingungen sind gegeben? Welche Lernräume sind vorgesehen und wie viel Zeit steht den Lernenden für die Erarbeitung zur Verfügung?
     
  4. Welche Funktion soll die Methode im Lernprozess übernehmen? Welche Art des Lernens wird unterstützt und was soll entworfen, angewendet oder gelöst werden?

Dafür sollen sich Lehrpersonen, Coaches und Lernbegleitende selber ein breites Repertoire an Methoden zusammenstellen und dieses stetig erweitern. Dabei zu berücksichtigen ist auch, dass man einen Methoden-Mix einbinden kann, welcher zu dem bestmöglichen Resultat führt. Das Gute daran ist, dass viele Methoden in sich bereits verschiedene Kompetenzen erfordern und ansprechen.

Sicher kennen Sie bereits einige der aufgeführten Methoden: Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Lernwerkstatt, Lernen an Stationen, Fachvortrag, Unterrichtsgespräch, Denken-Austauschen-Besprechen-Methode, Kontrolle im Tandem, Gruppenpuzzle, nummerierte Köpfe, Drei-Schritt-Interview und so weiter.

Aus der Vielzahl dieser und weiterer Methoden sollten also diejenigen ausgewählt werden, welche das zuvor definierte Spektrum erfüllen.

Wie können Sie also sicherstellen, dass Sie Ihr Repertoire an Methoden ausschöpfen und weiterentwickeln? Dafür möchten wir Ihnen gerne die folgende Übung vorschlagen:

Übung zur Methodenvielfalt

  1. Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit: Überlegen Sie sich, welche Methoden Sie aktuell anwenden und erstellen Sie daraus eine Repertoire-Liste.
     
  2. Jetzt überlegen Sie sich, welche Methoden noch nicht Teil Ihres Repertoires sind und die Sie unbedingt ausprobieren möchten. Erstellen Sie eine Methodenexperiment-Liste.
     
  3. Recherchieren Sie (bei Bedarf) im Internet, wie die Methoden angewendet werden, und suchen Sie nach bestehenden Beispielen. (Dies wird zu gegebener Zeit auch Bestandteil von unserem teach:lab sein.) Verschaffen Sie sich damit einen Überblick über diese Methoden und damit verbunden auch Anwendungssicherheit.
    Hinweis: Es geht nicht darum, dass Sie bereits in diesem Stadium Expertin oder Experte der Methoden sind.
     
  4. Wählen Sie nun eine der gelisteten Methoden aus und planen Sie, diese in zwei Wochen anzuwenden. Beachten Sie dabei den Hinweis unter Punkt 3, atmen Sie tief durch und wagen Sie das Experiment. Ziel: Learning by Doing!
     
  5. Haben Sie die Methode angewendet, dann reflektieren Sie deren Wirkung. Fragen Sie zum Beispiel Ihre Lernenden, wie sie die Methode miterlebt haben. Notieren Sie die Erfahrung der Lernenden sowie Ihre eigenen Erfahrungen bei der Anwendung der Methode und überlegen Sie sich, was Ihnen bei der Umsetzung gefehlt hat oder was Sie anders machen würden.
     
  6. Wiederholen Sie nun Schritt 4 bis 6 alle zwei Wochen, bis Sie alle neuen Methoden umgesetzt haben. Um weitere Erfahrungen zu sammeln, können Sie Methoden auch mehrmals einsetzen. Damit erweitern Sie Ihr Spektrum der Methodenvielfalt und Ihr persönliches Methodenrepertoire.
     
  7. Nach sechs Monaten sind Sie Expertin oder Experte bei der Anwendung der neuen Methoden. Um Ihr Repertoire stetig weiterzuentwickeln, können Sie nun wiederum mit Punkt 1 starten.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Umsetzung vieler verschiedener Methoden und würden uns über Ihren Erfahrungsbericht freuen!

3 Fragen an Claudia Joller, Lehrperson am BBZ Wirtschaft, Informatik und Technik in Willisau sowie Mitglied der Fokusgruppe vom Verlag SKV

1. Was beinhaltet für dich eine gute Methode?

Für mich weckt eine gute Methode die Neugier der Lernenden, denn ohne Neugier ist das Lernen nicht nachhaltig. Und sie macht Spass – nicht im Sinn von lustig, sondern im Sinn von Freude am Prozess und am Ergebnis. Das tönt zwar abgedroschen, ist für mich aber der Kern guter Methoden.

2. Welche Methoden begeistern die Lernenden immer wieder und was könnte der Grund dafür sein?

Spielerische Methoden wie z. B. Brett- oder Planspiele kommen immer gut an. Spielen ist Lernen, das gilt schon für Babys. Und das spielerische Lernen hört auch für Jugendliche oder Erwachsene nicht auf. Spielen macht Spass, fordert und fördert die Kreativität und Problemlösekompetenzen und festigt ganz nebenbei Fachinhalte. Das Lernen geht so ganz leicht – und deshalb sind diese Methoden wohl auch beliebt.

3. Hast du für unsere Leserinnen und Leser Tipps zur Anwendung neuer Methoden?

Bei Spielen macht es Sinn, diese zuerst in der Fachschaft durchzuspielen. Mein wichtigster Tipp ist aber: einfach ausprobieren (und wer mehr Rückhalt braucht, legt sich am besten einen Plan B zurecht, das ist vollkommen ok). Ich warne meine Lernenden jeweils vor, wenn ich etwas Neues ausprobiere – mit dem Risiko, dass etwas schief oder nicht wie geplant läuft. Die Lernenden helfen da sehr gerne mit, geben Rückmeldungen und fühlen sich dadurch miteinbezogen und gehört.

Story

Methodenvielfalt: Gewürz für den Unterricht

Treffen sich zwei auf der Lehrkräfte-Party. Sagt der eine: «Ich verfüge über ein Repertoire von mehr als 70 didaktischen Methoden und Sozialformen und inszeniere meinen Unterricht ständig neu.» Sagt die andere: «Das kann aber ganz schön langweilig werden!»

Seinerzeit formulierte es eine unserer Professorinnen so: «Methodenvielfalt ist das Gewürz für den Unterricht! Zu wenig und es schmeckt langweilig, zu viel davon verdirbt den Geschmack. Und übrigens: Es gibt immer wieder neue Gewürze zu entdecken!»

Methodenvielfalt – ein basales Prinzip für gutes Lehren. Unterricht braucht ein reiches Spektrum an Methoden und Techniken, so dass sich immer wieder neue Aspekte und Ansätze für das Lernen ergeben. Schon im 16. Jahrhundert formulierte Comenius: «Richtig lehren bedeutet bewirken, dass jemand schnell, angenehm und gründlich lerne.» Aha!

Nach vielen Berufsjahren im Bildungs- und Wirtschaftsumfeld weiss ich, Frank Thomas Drews, als engagierter Lehrer, Heilpädagoge, Trainer, Dozent, Coach und Projektleiter: Ein breiter Methoden-Katalog ermöglicht eine spannende Unterrichtsgestaltung, öffnet stets neue Türen, baut Brücken zwischen Lernenden und Wissen … und macht flexibel! Insbesondere das letzte Jahr mit seinem Schwung oder auch Druck in Richtung Online, Hybrid und Differenzierung hat manche Lehrkraft an ihre Grenzen geführt. Angesichts digitaler Unterrichts-Szenarien müssen wir uns fragen: Verfüge ich über ausreichend Methoden, um auch in der «neuen Welt» guten Unterricht zu machen?

Angenehme Überraschung: Beim Durchstöbern der «alten Kataloge» mit Methoden, Sozialformen, Techniken usw. entdeckte ich manch vergessenen Schatz, der super im Online-Unterricht funktioniert. Auch wenn wir scheinbar vieles vergessen (oder schon immer übersehen) haben. Wer weiss denn noch, wie ein «Drei-Schritt-Interview» im Unterricht funktioniert; kennt Ihr das «Gruppenpuzzle»?

Und das ist mein Tipp an die Kolleginnen und Kollegen: Stöbert doch einmal in den Methoden und Techniken! Nutzt die aktuelle Situation aus, um Euren Unterricht neu zu definieren! So passt Ihr besser in die neue Zeit … und Spass macht es auch.

Ach ja – ein paar neue Methoden sind übrigens auch schon auf dem Markt. Die kennt Ihr nicht? Dann wird es Zeit!

Übrigens: In unseren Angeboten für Lehrkräfte (www.abc-campus.ch) zeigt es sich immer wieder – nicht die Technologie entscheidet, sondern Didaktik und Methodik. Interessante Schule braucht interessierte Lehrkräfte, ganz besonders in der digitalen Welt!

Wie funktioniert eduScrum?

Scrum ist eine Methode des agilen Projektmanagements: Projekte werden in kurze zeitliche Einheiten mit fester Struktur gegliedert und fortlaufend erarbeitet. Der niederländische Lehrer Willy Wijnand hat diese Methode mit eduScrum auf das Klassenzimmer übertragen. Die Lehrperson gibt dabei die Lernziele und -produkte vor. Diese werden anschliessend von den Lernenden in sogenannten Sprints erarbeitet: Sie planen in Teams selbstorganisiert ihre Teilaufgaben, arbeiten daran und tauschen sich regelmässig über die Fortschritte aus. Zum Schluss präsentieren sie ihre Resultate und reflektieren über ihre Arbeit als Team. Die Lehrperson steht während des ganzen Sprints als Coach zur Verfügung.

eduScrum-Methode (Darstellung von Cornelia Hüsser)

Inside

Was steckt eigentlich hinter der XML-Datenbank vom Verlag SKV?

XML (Extended Markup Language) ist eine sogenannte Auszeichnungssprache, eine Computersprache, mit der sich Inhalte mit Zusatzinformationen anreichern lassen. Unsere XML-Datenbank weiss also genau, welche Inhalte für welche Bildungsstufe geeignet sind, ob es sich um Theorie oder Aufgaben handelt oder welche Leistungsziele und K-Stufen damit abgedeckt werden. Diese Anreicherung ermöglicht es uns nicht nur, die gewünschten Inhalte schnell aufzufinden, sondern sie auch immer wieder neu zusammenzustellen – massgeschneidert auf die jeweiligen Lernbedürfnisse. Da die Inhalte unabhängig vom Ausgabeformat gepflegt werden, können aus der zentralen Datenbank zugleich Bücher, PDFs oder Lektionen für unsere Lernplattform modu:lab generiert werden. Ein echter Allrounder also!

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